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Vom Leb`n

A Bleamal

Der richtige Weg

Anders ausschaung

Vui z`kalt is de Zeit

50 Jahre (Geburtstag)

Goldene Hochzeit

A kloana Trost

Papa

Herr im Himmel

Nikolo auf dem Weg

Drei Wünsche

Sternenhimmel

 

A Bleamal

 

A kloans Bleamal, so zart und weich

so liab und schee zugleich.

 

Grod lustig spitzts außer aus der Erd,

hoffst daß was bsonders draus werd.

 

Duas mit Liab und Gfühl vorsichtig hegn,

laß nix kalts und harts dagegn.

 

So schee und strahlend solls bleim,

dann kons des Schönste im Leben sein.

 

An Hauch vo an liablichen Duft,

verbreits geheimnisvoll in da Luft,

 

er ziagt di oh, konst de garnet erwehrn,

mächst immer zu dem Bleamal gehörn.

 

 

Der richtige Weg

 

Dein richtigen Weg zu findn is net leicht,

bis dohi no so manche Zeit verstreicht.

 

Alloa bist net, erm zu seng,

um die umi duat so vui gscheng.

 

Schaug nur genau hi und paß guat auf,

so manch Erlebnis bringt di scho drauf.

 

Gibt Leit de richtn dir den Weg a her,

nimm von allem trotzdem nur des Beste her.

 

Was is aber s`Beste, duast du frong,

dazua will i dir a song,

 

koane Hoamlichkeiten leg dir in den Weg,

a Liab und Ehrlichkeit dazua besteht.

 

Kannst an jeden offen in die Augen schaun,

dann glaub i, duast dir den rechten Weg a baun.

 

Zoagt er sie, schlagn glei ei,

nimma vui obweicha soll dann mehr sei.

 

 

Anders ausschaung

Wennst anders ausschaust is scho a Kreiz,

bist schwarz, rot, gelb, mei halt so gar net weiß.

Host dazua no a andere Sprach,

au weh, des is gar koa guate Sach.

Tragst vielleicht a Duach auf dein Kopf,

um an Hals ume an großen Knopf.

Statt a Bundhosen, Jeans oda a Jackett,

tragt da Mo a langs Hemad, oha, des is garnet nett.

Au weh, da hast gar koa Ruah,

der traut se und trogt sogar no an Turban dazua.

Statt da Bibel liest der den Koran

hogt sie mit andere in einer Moschee zamm.

Do kummt doch scho wieder so a Chines,

aber jetzt, jetzt werd i dann glei bös.

Grod grinsen duat er übers ganze Mei,

ja derf denn in unserm Land so was überhaupt sei?

Des war doch gleich zum Lacha,

du Schlitzaug, des kannst bei dir dahoam macha.

Ja sog, wos se de bei uns alles traun,

da kannst doch manchmal glei einehaun.

Keman einfach rei in unser schönes Land,

nur damits ihnen guat geht, des is uns scho bekannt.

Mir arbeiten und rackern Tag und Nacht,

für de faulen Hund da, des war doch glacht.

Solln zruck in ihr eigenes Land, in ihre Hüttn,

mir kennans da net braucha, i möcht scho bittn.

So schlecht gehts dene dahoam a wieder net,

des mit dem Hungern is doch nur a blödes Gred.

Und umbracht wern de dahoam a net so leicht,

solln anständig und fleißig lebn, dann gehts vielleicht.

Ja wos sieg i do, a Dirndl mit an schwarzen Neger,

ja Frau was werd aus dir einmal später.

Ziagst an schwarzen Bangertn auf,

du do steht koa Einheimischer drauf.

Denn mir muaßn scho von oana Rass sei,

guat, fleißig, deutsch, des sog i dir glei.!!

De andern taugn doch zu nix, ham ni a Geld,

nur mir, mir san de Besten auf der Welt!!

So, ja so hörst manche vo de Leit redn,

recht vui Freid duat mir des bestimmt net gebn.

Denn in so an Land leben, da muaßt di scho traun,

wannst duast nur a bißerl anders ausschaung.

 

 

Vui z`kalt is de Zeit

I moan net des gfriern in der Natur

na, de Kält`n in manch Herz laßt mir koa Ruah.

Wenn koa Wärm mehr zu an andern dringt,

und koa Fried und Liab mehr bringt,

wenn ma laßt die Leit einfach draußen steh,

so ko des doch einfach nimma weitergeh.

Jed`s Gfühl für den Nächsten verschwind,

um die umi ziagt oft ein eiskalter Wind.

Sog mir koana er fühlt sie dabei woi,

i frog mi nur was denn des alles soi?

Nur no an sich selber denga, voller Gleichgültigkeit,

mei Liaba jetzt moan i is aber wirkli an der Zeit,

daß ma ganz schnell eihaut de eisige gfühlskalte Wand,

schalt ma wieda s`Herz ei und net nur den Verstand.

Laßts auftaun de Herzen um eich rum,

machts de bösen Leit ganz einfach stumm.

Denkts einfach wieda dro

wia schee dann des Lebn sei ko.

 

 

 

50 Jahr alt

 

50 Jahr bin i auf derer Welt

hat ma in derer Zeit fast nix gfehlt

 

War koa Kriag, der Leidn hät uns bracht

a wenns um uns herum leider immer no zfui kracht

 

Guat, manchmal is uns nach dem Krieg net guat ganga

wia ma so sogt, der Aufschwung hat erst mit uns ogfanga

 

A wenn nur wenig do war, alles no ohne recht vui Pracht

de Eltern ham mit Kraft und Liebe uns guat durchbracht

 

Ham unser Gaude ghabt, unser Freid

im Dorf, in da Schui, am See, zu Jederzeit

 

Wann irgendwann für des Leben bereit

a wenn manches hat uns net recht gfreit

 

Koa Jammern soll über uns kema

so wias Lebn kimmt, so muaß mas nema

 

Bei manche aber schlagt des Schicksal grauslich zua

ham koan Tag Freid, kimmt immer was neis dazua.

 

Fragts nie, warum immer bei mir, warum is blos so kemma,

kannst nia den wahren Grund dafür nenna.

 

 

Doch irgendwann triffts doch jeden amoi

Trauer und Leid machan manch schwaren Tag voi

 

Dann denkts nach, kimmst ins siniern

dua i mei Leben a richtig führn?

 

Hab i was versamt, mach i alles recht

war i zu de andern a imma gerecht?

 

War i für mein Partner, meine Kinder zum ertrong?

ja manchmal duast besser net danach frong

 

Hob i meine Kinder alles glernt, alles guat mitgebn?

das besteh kennan bei dem harten Lebn

 

Hob i meine Eltern geehrt und immer geacht,

war i für de do, so wia sie es mit mir ham gmacht?

 

Hob i was aus meinem Leben gmacht?

so denkst nach, hast manch schlaflose Nacht

 

Oft helfts dazua, sich selber bei der Nasn znehma

und des wichtige wieder für wichtig nehma

 

wenns moanst du hast was versamt

weil dir no irgendwas bsonders tramt

 

dann sog i dir, schaug die nur oh

bist a hübsche Frau, a gstandner Mo

weil ma a mit 50 immer no alles macha ko.

 

 

Goldene Hochzeit

 

50 Jahr, 50 Jahr, is scho a lange Zeit

kunt gern so weiter gehn, so wie heit.

600 Monat san scho naus zur Lebenstür,

so lang beinand sei kena, mancha gab scho vui dafür.

 

18250 Tag, für jedn davo 24 Stundn

des gibt a Zahl, de ma kam darechnen kundn.

Und erst die Minuten und Sekunden,

de warn a no zum erkunden.

 

Je kloana ma die Zeit eiteilt

alles dann vui länger erscheint.

Aber es is doch so auf der Welt,

schau wia doch de Zeit vergeht.

 

So wars a im 46 Jahr

unsere Eltern wolln werdn a Ehepaar.

In der Kirch holn sie sich vom Herrgott ihren Segn,

de zwoa dann sich in Grassau des Ja-Wort gebn.

 

Lang dauerts net, und des erste Kind meld sich oh,

des Glück macht des Paar recht froh.

Nach einer Weil, es is net schlecht,

da zwoate Bua des Licht der Welt daspecht.

 

So gehts dann Gott sei Dank mit Glück weiter,

des erste Mäderl grinst dann a recht heita.

A paar Jahr dann dan vergeh

und no mal a Bua wachst in de Höh.

Und zu guata letzt,

kimmt unser Nesthäckchen an no ogwetzt.

A leichte Zeit hots niemals gebn,

bei 5 Kinder wars scho hart des Lebn.

 

Dafür möchtn mir alle miteinand,

richten an euch unsern herzlichen Dank..

 

Dank schön song

für eier Liab und eier warmes Herz,

trotz vui Ärger und so manchn Schmerz

 

Dank schön song,

habts wenga uns auf vui verzichten müaßn, duats eich trotzdem nia verdriaßn.

 

Dank schön song,

a jeder von uns is sehr guat erzong,

san alle brav, is wirklich net dalong

 

Dank schön song,

daß mir euch als Eltern ham,

so a Familie halt a Lebn lang zam.

 

Dank schön song,

a no für de heitige Zeit,

denn ohne eich hät ma auf derer Welt vui weniger Freid.

 

In Dankbarkeit

für meine lieben Eltern zur goldenen Hochzeit

1996

 

 

A kloana Trost

 

Wieso des so gscheng is, schau di nur um,

findst koa Erklärung, frog di nia warum.

 

Kannst dir nur oan Trost eiredn,

oamoi muaß bei Jedem gscheng.

Weils halt mal so is in der Natur,

irgendwann kommt alles zua Ruah.

 

Denn des mit dem Sterbn is halt mal so,

daß ma vor dem Tod nia davolaffa ko.

Vielleicht ist des de oanzig Grechtigkeit,

de der Herrgott a an alle verteilt.

 

War dei Lebn a guate Zeit,

bist schaust is dann doch so weit,

daß der do om zu sich bitten laßt,

geht dann alles ohne Eil und Hast.

 

Glaubs und du werst seng,

do drobn duats nur guate Leit gem.

Host so glebt, daß das a du verdienst,

an dem Ort alle deine Liabsten findst.

 

Dann is alles scheener,

wias früher net gwesn sei kundt,

ohne Bosheit, Kriag, Streit und umeinanderrenna,

nur Liab und Frieden zu jeder Stund.

 

 

Gedanken zum Tod meines geliebten Vaters

 

 

Papa!!

 

Unser Papa is nimma da

is nauf in Himme

hat sein Friedn gfundn

braucht se nimma blong

nimma den Schmerz ertrong

hast das net gschafft

trotz deiner Stärke, deiner Kraft

war halt alles zvui

es geht erm guat dort obn

hat sei verdiente Ruah

wart dort obn auf uns

is nur vorausganga

richt für uns alles her

schaust auf uns runter

Papa, mia machans scho recht

hams ja glernt von dir

hast das uns guat zoagt

auf unser Mama paßt ma auf

so wie du de ganze Zeit

wirst nia vergessen wern

bist ganz fest in unser Herz neibrennt

mir san Stolz drauf, daß mir deine

Kindern sei dürfen

de Leit ham die gern

warn alle am Friedhof

hast das ja selber gseng

i ko nia so sei wie du

aber i versprichs, i probiers

warst zum Helfen auf derer Welt

bis zletzt immer für die Andern da

hast net Rücksicht gnomma auf di

 

da Herrgott woaß des

laßt de in Friedn bei erm sei.

 

 

 

In dankbarer Liebe für meinen Vater,

der uns leider 1998 verlassen mußte

 

 

 

 

Herr im Himmel

 

Herr im Himme, i dank dir schee,

daß i ko als gsunder Mensch durchs Lebn geh.

Ko jedn Dog erlebn, hab immer was zu essen,

a do drauf hast du net vergessen.

 

Herr im Himme, i sog wias wirkli is,

hast mi neigsetzt, akkurat ins Paradies.

Im scheensten Landl derf i lebn,

so a Glück duats nur selten gebn.

 

Herr im Himme, i denk allewei,

laßt mi stark und a schwach sei,

traurig und froh, so

daß i a andern Menschen helfen ko.

 

Herr im Himme,

laßt mi lacha, laßt mi rean,

laßt mi lebn, laßt mi sterbn.

Mach an guatn Mensch aus mir,

Herr im Himme, dafür dank i dir.

 

 

 

Nikolo auf dem Weg

 

Wie alle Jahr zur selben Zeit

is a heuer wieda mal so weit.

Vom Himme om keman mir her,

zu Eich, des fallt uns gar net schwer.

So ganz leicht wars desmoi aber net,

weil ohne Plan -a- bei uns nix geht.

In der Himmelswerkstatt an der Wand,

am schwarzen Brettl, gibt ma ois bekannt.

Doch wia mir so den Dienstplan schaun,

kenan mir kam unsern Augn traun,

san andere nach Bernau eiteilt, so ist recht,

da Krampus sogt, mei du des is schlecht,

weil er so gern in de Chiemseeklinik mächt.

 

Er schreit los in sein halbheiligen Zorn,

so gehts net, de andern ham dort nix verlorn.

Des Bernau is alloa unser Revier,

Petrus so gehts net, des sog i Dir.

Plärrt durch de Himmelsgegend bsonders laut,

bis da Chef beim Himmelsguckerl ausaschaut.

Sagt mit ruhiger Stimme ganz gefaßt,

du Kramperl, wenn dir wos net paßt,

kannst glei in de Küch neigeh,

Kartoffeschäln is ja a recht schee.

Dabei schaut er erm ganz tief in de Augn,

er traut se an Höchstn kam mehr oschaun.

So is halt, wenn da Chef a Machtwort spricht,

a andere Meinung hot ma liaba nicht.

Ganz staad brummt er nei in sein Bart,

aber so, daß der Chef des net verstanden hat.

Dann bsinnt er sie und sagt, wir bitten schee,

derfn mir zwoa wieder nach Bernau geh.

Der Allerhöchste is doch a grechter Mo,

des siegt ma erm scho von weiten oh.

Fangts lacha oh und sogt, so soll es bleim,

und denkt, was duat den de nach Bernau treim?

Da gabs vui Gründ, oh mei, oh mei,

doch des duat dene zwoa erna Geheimnis sei.

Aber de Antwort drauf zu finden,

es kennts es selba eich ergründen.

 

 

 

Denkts nur dro, wo kennts es lebn?

duat net recht vui schöners gebn.

Da See, de Berg, ganz nah is ois beinand,

brauchts net vui renna umeinand.

A bei de Menschen untereinand,

gibts doch an guatn Zammastand.

Freili kommt bei manche Leit wos anders raus,

helfts erm halt einfach, macht eich doch nix aus.

Denn nur bei guatn Zammasteh,

duat des schöne Lebn weitergeh.

Drum seits friedlich, liab, dankbar und froh,

damit ma nächstes Jahr wieda zu eich kema ko.

 

 

 

Drei Wünsche

 

Das kleine Dorf Winding hat nicht nur einen Fußballplatz und eine Volksschule, sondern auch eine große Fabrik in der fast alle Menschen unseres Bergdorfes Arbeit gefunden haben.

 

In der Schule geht es eigentlich immer recht lustig und friedlich zu. Die Schüler und Lehrer verstehen sich sogar sehr gut, was man halt nicht von jeder Schule sagen kann. So auch die vierte Klasse. Die Buben und Mädel halten zusammen sie Pech und Schwefel. Sie spielen Fußball, auch mit den Mädchen, und treiben so manche Späße, sehr zum Ärger der Erwachsenen.

 

Nur einer aus der Klasse, der Heinrich, ist die meiste Zeit allein und steht immer ein bißchen Abseits. Nicht daß er ekelhaft und ungut zu den Mitschülern wäre, nein, er ist lieb, freundlich und hat noch nie jemanden etwas Böses getan. Aber irgendwie war da eine große dicke Wand zwischen ihm und den Kindern.

 

Wahrscheinlich ist es wichtig hier zu erzählen, daß der Heinrich der einzige Sohn des Fabrikbesitzers Neureich ist und jeden Tag mit einem tollen Mercedes zur Schule gebracht und vom Chauffeur wieder abgeholt wird. Zu Hause wartet dann sein Kindermädchen auf ihn.

 

Den Heinrich sieht man aber nie mit seinen Eltern, was auch schon den Kindern aufgefallen ist.

 

Auch ist er immer sehr fein angezogen und hat das Modernste an, was es nur gibt. Oft trägt er auch eine Krawatte, was halt den anderen Kinder zu dummen Sprüchen veranlaßt. Er hat soviel Taschengeld, daß er sich alles kaufen kann und außerdem bekommt er alles von seinen Eltern geschenkt, was er nur will.

 

Natürlich sind einige Kinder neidisch auf ihn. Vielleicht geben sie sich deshalb nicht gerne mit ihm ab. Aber wer weiß schon, was in den Köpfen der Viertklassler so vor sich geht. Das spürt auch der Heinrich, denn in seinem Gesicht ist nur sehr sehr selten ein Lächeln zu erkennen.

 

Aber jetzt weiter in unserer Geschichte.

 

So kurz vor den Weihnachtsferien bittet der Lehrer die Kinder darum, sie mögen alle ihre Wünsche aufschreiben, weil sie dann darüber sprechen wollten. Das taten sie dann auch und so mancher Wunschzettel war vollgeschrieben mit allerlei nützlichen und unnützen Dingen.

 

Die Resi wünschte sich halt so gerne eine teure Barbiepuppe, die Anna wollte eine neue Puppenküche. Der Sepp hat mehr Interesse an einem FC Bayerndreß, weil der Alois schon lange eines von 1860 München trug. Dem Xaver wäre ein Walkmann und der Lisa ein Gameboyspiel wichtig.

 

Sie überlegten hin und her und schrieben wie die Wilden, so daß bei einigen der Platz auf einem Blatt kaum ausreichte.

 

Nur der Heinrich legte schon nach kurzer Zeit seinen Stift aus der Hand. Die Kinder sahen das und wunderten sich aber nicht darüber, weil sie sich fragten, was sich der Heinrich denn überhaupt noch wünschen sollte, wo er es doch schon so schön und gut hat und alles bekommt was er nur will. Er konnte also gar keine Wünsche mehr haben, glaubten die Kinder.

 

Der Lehrer, Herr Huber, nahm dann die Zettel und las einige Wünsche vor, woran die Kinder ihre große Freude hatten. Es gab viel zu lachen.

 

Als Herr Huber aber dann das Blatt vom Heinrich in die Hand nahm, wich sein Lächeln aus dem Gesicht und er sah sehr nachdenklich aus, als er vorlas

 

Ich wünsche mir einen ehrlichen Freund, mit dem ich spielen und über alles reden kann.

Ich wünsche mir, daß mich die anderen Kinder auch mögen, weil ich ihnen noch nie etwas angetan habe.

Und ganz besonders wünsche ich mir, daß meine Eltern mich lieb haben und sich endlich Zeit für mich nehmen.

Dafür würde ich mein ganzes Geld und meine Spielsachen herschenken.

 

Da war es auf einmal mucksmäuschenstill im Klassenzimmer und alle sahen zu Heinrich, der sein Gesicht hinter den Händen verbarg, weil er sich wegen der Tränen, die nur so aus den Augen kullerten, furchtbar schämte.

 

Die Kinder überlegten nur ganz kurz und verstanden sofort, daß es Wichtigeres als Spielsachen und Geld gibt und begriffen, daß eigentlich sie es sind, die es gut und schön hatten. Sie hatten ihre Freunde die mit ihnen quatschten und Blödsinn machten und brauchten nicht von einem Chauffeur abgeholt und vom Kindermädchen beaufsichtigt werden, weil ihre Eltern für sie da sind. Ihre Eltern nehmen sich Zeit für sie und machen gemeinsame Ausflüge und Spiele.

 

Der Lehrer gab den Schülern ihre Zettel zurück und alle holten ein neues Blatt hervor und begannen wieder zu schreiben.

 

Der Resi wäre es jetzt viel lieber, mit dem Heinrich zu wandern. Der Seppi stellte ihn sofort als Mittelfeldspieler in der Fußballmannschaft auf. Der Jakob wollte ihm seine alte Jeans schenken, damit sich der Heinrich endlich einmal so richtig schmutzig machen konnte.

Und so dachte sich jeder etwas aus, wie sie dem Heinrich eine Freude machen konnten.

 

Nacheinander gingen sie zu ihm. Sein trauriges Gesicht wandelte sich schnell und schon nach dem ersten Zettel lachte er und in seinen Augen funkelte und leuchtet es, wie ein Feuerwerk am Himmel.

Sie redeten nicht lange herum, sondern für sie war klar, was sie zu tun hatten und sie taten es auch sofort.

 

Ab diesem Tag hatte der Heinrich so viel Freunde wie nie zuvor und diese schreckliche Wand brach in einer Sekunde zusammen wie ein Kartenhaus. Die Kinder fühlten und lernten was wirklich wichtig ist und verstanden ihn, den sie jetzt nur noch liebevoll Heini riefen.

 

Sie alle aber hoffen, daß auch seine Eltern endlich einmal kapieren, daß nicht Geld, Geschenke und Spielsachen, sondern nur die Liebe und das sich Zeitnehmen das große Glück für den Heini bedeuten.

 

Und wenn sich so manche Eltern mehr Zeit für ihre Kinder nehmen würden, gäbe es viel weniger so

arme, traurige Heinrichs.

 

 

Sternenhimmel

 

Der Matthias, ein ganz lieber und braver Bub von fünf Jahren, lebt bei seinem Großvater in einem kleinen Haus am Rande des Waldes. Die Eltern von ihm leben leider nicht mehr. Auch ist der Opa schon lange alleine, weil seine Frau schon ganz Früh hat sterben müssen. Die Beiden verstehen sich prächtig und es hat noch nie ein böses Wort gegeben, auch wenn der Opa manchmal hat schimpfen müssen. Na ja, unser Matthias ist zwar ein lieber, aber manchmal doch ein echter Lausbub.

 

Zu Weihnachten sind sie, wie auch die anderen Menschen im Dorf, mit den Vorbereitungen sehr beschäftigt. Sie kaufen zuerst beim Kramer ein und weil der Opa das schon seit seiner Kindheit so gewohnt war, nehmen sie beim Metzger frische Weißwürste mit. Die Weißwürste mag der Matthias nicht so gerne, deshalb bekommt er seine Wiener Würstl und ganz knusprige Brezn, die sie frisch vom Bäcker holen. Bevor es dann dunkel wird, machen sie sich auf dem Heimweg.

 

Während sie so dahinstampfen erzählt der Opa dem Buben, wie arm sie früher waren und die Eltern kein Geld dafür übrig hatten, den Kindern am Weihnachtsabend Weißwürste oder andere Sachen zu kaufen. Sie konnten auch an so einem hohen Tag nur eine Suppe essen. Das Christkind selbst brachte eigentlich immer nur eine Lebkuchenfigur mit etwas Zuckerguß und vielleicht ein Holzspielzeug, daß der Vater selbst geschnitzt oder gebaut hatte.

Darüber freuten sich die Kinder genauso, als ob heute ein Kind ein schönes Spielzeugauto geschenkt bekommt. Der Matthias nickt bei den Erzählungen immer nur mit dem Kopf und hört ganz aufmerksam zu. Er versteht, was der Opa sagen will. Auch weiß er, daß es auch heute noch viel zu viele Kinder gibt, die zu Weihnachten nichts geschenkt bekommen und froh sind, wenn sie nicht hungern müssen. Für diese Kinder wäre ein Lebkuchen mit Zuckerguß auch heute noch ein unerreichbares Geschenk.

 

Der Matthias will dann vom Opa wissen, wie er, der noch so klein ist, diesen armen Kindern helfen kann. Der Opa sagt ihm dann, daß es für den Matthias schon gut ist, wenn er an diese Kinder denkt und wenn er zum Herrgott betet, diese Kinder mit in sein Gebet einschließt. Auch erklärt er dem Buben, wie wichtig es ist, daß wir mit unserem Leben zufrieden sein sollen, auch wenn wir uns nicht alles leisten können, was wir uns wünschen.

 

So wichtig wie Essen für die armen Kinder ist, so wichtig wäre für uns, daß die Menschen sich gegenseitig mehr achten, mehr Zufriedenheit zeigen und einfach Frieden halten würden. Das sind für uns einige der wichtigsten Dinge auf der Welt.

Der Matthias nimmt sich vor, daß er, wenn er einmal groß ist und Geld verdient, alles tun will, um diesen Kindern zu helfen.

 

Zu Hause ist es dann gemütlich warm, weil sie den Kachelofen schon vorher gut eingeheizt hatten. Mit den Gedanken an die armen Kinder in der Welt schläft der Bub dann ein.

 

Am nächsten Morgen ist es besonders schön, weil viel Schnee gefallen war und die Wiesen und Bäume im Wald mit einer weißen Decke zugedeckt sind. Wenn die Sonne scheint, glitzert es grad so, als ob alle Sterne auf einmal auf dem Schnee liegen würden.

Der Opa und sein Enkelkind sind dann damit beschäftigt, die Wohnung schön sauber zu machen ,daß auch im Haus alles genau so funkelt, wie der Schnee vor dem Haus.

 

Matthias kann es kaum erwarten, daß es Abend wird und die Kerzen am Christbaum brennen und er mit dem Opa das schönste Lied der Welt *Stille Nacht, heilige Nacht* singen darf.

 

Endlich ist es soweit, aber als sie das Lied gemeinsam gesungen hatten, werden beide sehr nachdenklich und traurig. Matthias interessieren jetzt nicht die unter dem Christbaum liegenden Geschenke, sondern er denkt dann mit Wehmut an seine Eltern. Dem Opa geht es nicht anders. Auch er bedauert es, daß seine Frau und die Kinder so früh haben gehen müssen.

So stehen sie ruhig vor dem Baum und sehen in die flackernden Lichter der brennenden Kerzen. Plötzlich sehen sie sich an, verlassen ganz still das Wohnzimmer und gehen in den Hausgang. Dort legen sie sich warme Kleidung an, gehen aus dem Haus und auf den tiefverschneiten Wald zu. Ohne ein Wort zu sprechen schauen sie in den funkelnden Sternenhimmel. Erst dann löst sich die Spannung und die Traurigkeit aus ihren Gesichtern.

Im Haus sagt dann der Bub zu seinem Großvater, ob er gesehen hat, daß ihm heute seine Eltern besonders lieb zugezwinkert haben. Der Opa tröstet den Buben und sagt ihm, daß sie nicht mehr traurig sein brauchen, weil sie nie alleine sind und die Eltern und die Oma immer bei Ihnen sein werden.

Erst dann packen sie die Geschenke aus und freuen sich auf die Christmette, in der Matthias heuer das erste Mal mitgehen darf.

Der Opa wußte früher nicht, wie er dem Matthias die Traurigkeit nehmen kann, weil er seine Eltern verloren hat. Am Heiligen Abend letzten Jahres war es besonders schlimm und der Matthias weinte sehr lange und war kaum zu beruhigen.

Er zog dem Buben warme Kleidung an und sie gingen aus dem Haus und setzten sich auf die Hausbank. Dann sagte er zum Buben, er soll doch zum Sternenhimmel schauen.

Er hat vorher dem Buben erzählt, daß die Eltern bestimmt im Himmel sind, weil sie so brave Leute waren. Matthias sah ihn dann zunächst ungläubig an. Erst als der Opa zu ihm sagte, schau in den Himmel, such dir einen Stern aus und wenn der Stern ganz fest leuchtet und grad so funkelt, dann ist der Stern deine Mutter, die dir zuwinkt.

 

Der Matthias suchte sich dann noch zwei helle Sterne aus, einen für den Vater und einen für die Oma. Es wurde doch noch ein schöner Weihnachtsabend, weil er dann nicht mehr traurig war.

Seitdem setzen sich die Beiden immer auf die Hausbank, wenn sie sehr traurig sind. Dann schauen sie zum Sternenhimmel und der Matthias weiß, daß seine Eltern im Himmel sind und zu ihm heruntersehen. Und wenn diese Sterne besonders hell funkeln, winken seine Eltern ihm zu.

Nach langen Jahren ist dann der Matthias ein Mann geworden, der hat es tatsächlich geschafft hat, den Kindern dieser Welt zu helfen. Als der Opa sterben mußte, ist er als Lehrer nach Afrika gegangen.

Immer wenn Matthias traurig ist und Sehnsucht nach seinen Liebsten hat, sieht er heute noch zum Sternenhimmel und freut sich, wenn ein paar der Sterne besonders funkeln. Dann denkt er an die Geschichte, die ihm sein Großvater als kleiner Bub erzählt hat und er weiß, daß er auch in dem fremden Land nicht alleine ist.